08.07.2005
600 Kilometer in 25 Stunden
Der 39-jährige Ausdauersportler Gerald Wesle aus Leipferdingen
hat mit der erfolgreichen Teilnahme an der Schweizer Radmarathon-Veranstaltung
Wiedlisbach-Bodensee-Bern über 609 Kilometer und 4700 Höhenmeter
einen sportlichen Höhepunkt verwirklicht. 147 Fahrer gingen über
die Langstrecke, darunter 99 Hobbyfahrer und 48 Fahrer der
Eliteklasse, die sich für das Race Across Amerika qualifizieren
wollten. 130 Sportler erreichten das Ziel.
Die Strecke führte vom Startort bei Bern über den Schweizer
Jura nach Rheinfelden. Von da aus weiter durch den südlichen
Schwarzwald, durch Leipferdingen nach Stein am Rhein und von da
am Schweizer Bodenseeufer entlang bis St. Margrethen. Von dort führte
die Tour nach Liechtenstein und wieder in die Schweiz. In Sargans
fühlte sich Wesle so gut, dass er eine Übernachtung ausschlug
und in der Nacht über Pfäffikon und Luzern zurück zum Startort
Bern fuhr.
Die Strecke muss nach den Regularien von den Hobbyfahrern in
maximal 40 Stunden bewältigt werden. Gestartet wird zu
beliebigen Zeiten ab Freitag 6 Uhr. Zielschluss ist Samstag um 22
Uhr. Die Strecke ist durchgehend markiert und mit im Abstand von
60 bis 100 Kilometern mit Verpflegungsposten ausgestattet.
6000 Trainingskilometer hatte Wesle vor dem Start in den Beinen.
Trotz ungünstiger Bedingungen, teilweise heftige Regenschauer
und niedrige Nachttemperaturen, erreichte der Leipferdinger
bereits nach 25:30 Stunden das Ziel. "Meine Wunschzeit lag
bei 30 Stunden. Daher bin ich mit meiner Leistung sehr zufrieden",
sagte Wesle nach der Zieleinfahrt.
Obwohl es bei Fernfahrten keine Rangwertung gibt, suchte Wesle
den Vergleich mit anderen Sportlern. Nur 16 Hobbyfahrer waren
schneller. "Einziges Problem war in den Morgenstunden eine
kurze Phase mit Sekundenschlaf. Zufrieden bin ich mit der
Durchschnittsgeschwindigkeit von 26 km/h" ergänzte der
Leipferdinger. Dabei half, dass sich während des Rennens immer
wieder verschiedene kleine Gruppen bildeten, in der sich die
Fahrer bei der Führungsarbeit abwechselten. Mit vielen
Impressionen kehrte Wesle zurück und will nun im kommenden Jahr
eine neue sportliche Idee verwirklichen.
09.07.2005
Martin Fruth bei Wiedlisbach-Bodensee-Bern
erfolgreich
Beim Alb-Extrem, das sind 280 Kilometer am Stück im Schwäbischen,
fing Fruth vor zwei Jahren Feuer: Leistungsgrenzen waren nicht in
Sicht. Jetzt probierte er in der Schweiz einen Radmarathon über
600 Kilometer. Als Neuntbester der Spitzengruppe fuhr er durchs
Ziel. Damit hatte der studierte Mathematiker nicht gerechnet.
Fruth braucht keinen Pulsmesser. Er fährt und hört dabei auf
seinen Körper. Täglich 20 Kilometer in die Arbeit und 20
Kilometer zurück. Am Wochenende ("Ich bin Frühaufsteher")
spult er vormittags um die 150 Kilometer ab, beispielsweise weit
hinaus ins Landsberger Land. "Dann ist am Nachmittag immer
noch Zeit für die Familie."
Früher, mit etwa 20 Jahren, lief Fruth maximal Halbmarathon.
Dass er ausdauernd ist, das sei ihm damals aufgefallen. Dass er
bei gut zwei Stunden Pause 14 Stunden auf dem Rad sitzen kann,
weiß der Ingenieur erst seit vergangenen Jahr. "400
Kilometer Schwobeland" hieß die Route. Es wird dabei kein
Rennen gefahren, es geht nur ums Durchkommen. Auch nach diesem
Trip von 5 Uhr früh bis 21 Uhr: Kein Muskelkater und immer noch
Lust auf mehr. Fruth war reif für den Schweizer Radmarathon.
Der Eichenauer geriet dabei in den Dunstkreis der internationalen
Ausdauer-Elite - an sich schon ein Erlebnis, das den
Adrenalinspiegel hebt. Man sehe den Fahrern die eisernen Energien
nicht an: "Die sind schmal und drahtig wie ich." Fruth
ist 1,78 Meter groß und wiegt ganze 66 Kilo. Dem Reglement
entsprechend führte die Marathonstrecke auf ungesperrten Straßen
vom Wiedlisbach bei Bern am Rhein aufwärts, dann durch den
Schwarzwald hinunter an den Bodensee und über einen ausgiebigen
Abstecher durch das Fürstentum Liechtenstein wieder nach Bern
zurück. Die Räder mussten verkehrssicher, also auch mit Licht
ausgestattet sein.
Amerika-Marathon noch in weiter Ferne
Auch beim Radmarathon ist es einziges Ziel, das Ziel zu erreichen.
Zeiten sind sekundär. Als Fruth mittags um eins startet, hat er
sich zuvor noch etwas ausgeruht. Das Rad, das er fährt, ist das
gleiche, mit dem er daheim trainiert: "Nichts besonderes.
Ein Rennrad halt." Über den Verlauf der Extremtour sagt er
nicht viel. Es gibt acht Verpflegungspunkte, die angefahren
werden müssen. Im Schwarzwald sind die Berge anstrengend. Fruth
hielt fast bis zum Schluss in einer Sechsergruppe mit. Doch dann,
nach 16 Stunden Fahrt, hatte der Eichenauer um 7 Uhr früh einen
Durchhänger. Er gibt fast auf. Zehn Minuten dauert es, dann hat
er die Müdigkeit niedergekämpft.
Nach 22 Stunden und 42 Minuten rollt Fruth durchs Ziel und kann
nicht fassen, dass er es geschafft hat. Als er vom Rad steigt,
ist es endlich so weit: "Ich habe gemerkt, ich bin nah an
meinen Grenzen." Für die Zukunft heißt das: Kraft für
eine 24-Stunden-Fahrt ist noch drin. Doch die Across-America-Tour
mit 3500 Kilometern wird Martin Fruth sich nicht antun. Da schaut
er lieber öfter mal am Stilfserjoch vorbei.