Bern Bodensee Bern 03

 

Bern Bodensee Bern 2003

Mein erster Saisonhöhepunkt 2003 sollte es werden, leider wurde es die 2te Aufgabe meines Lebens. Wieder in der Schweiz und wieder im Juli. Nach 340 Kilometer und knapp 13 Stunden musste ich wegen einer akuten Gastritis und Magenprobelemen aufgeben, da eine Qualifikation für das RAAM unter diesen Umständen nicht mehr realistisch war.

Nach dem mir ja ein paar Tage vor dem Aufbruch in die Schweiz mein Begleitauto abhanden gekommen ist, nutzte ich die letzten Tage vor dem Rennen leider nicht zur Regeneration und Erholung sondern, musste mir noch eine fahrbaren Untersatz besorgen der meine Crew, mein Gepäck und mich sicher in die Schweiz bringt. Bereits im Jahr 2001 half mir das Autohaus Schweighofer aus Deutschlandsberg in letzter Minute aus. Auch diesmal zeichnete sich das Autohaus Schweighofer mit Verkaufsleiter Peter Karner durch Flexibilität und kurzfristiges Troubleshooten aus. Da wir ja im Jänner Nachwuchs erwarten sind wir nun stolzer Besitzer eine metallic grünen Renault Kangoos: das Ideale Familiengefährt mit unglaublich viel Stauraum und dem  Komfort einer Nobelkarosse.

Nach dem aufgrund der Kurzfristigkeit doch stressigen Autokauf und einräumen bis in die Nacht fuhren wir (Claudia, Helmut, Martin) am Donnerstag in die Schweiz. Nach Abholung der Startunterlagen sind wir bei unserer Gastfamilie Angela und Stefan Krebs gut angekommen und toll aufgenommen worden. Ein kurzer Dorfspaziergang durch Riggisberg zur Auslockerung, Nudeln und Bier zum Abendessen stimmten uns alle positiv auf das Rennen ein.

Nach einer angenehmen Nacht fuhren wir zum Startort nach Bern um die letzten Vorbereitungen zu treffen und am Fahrerbriefing teilzunehmen. Immer dabei unsere Schweizerfreunde die uns sogar bis nach dem ersten Checkpoint des Rennens begleiteten. Aufgrund der ständig wechselnden Wetterverhältnisse entschied ich mich für meine Regenbekleidung. Dauerwind, 10 Minuten Regen, 10 Minuten Sonnenschein und das die ganze Zeit.... ; ab zum Start und natürlich gleich die erste Ampel rot. Es ging gleich recht ordentlich zur Sache und wir wurden den ersten Kilometer mit Motorrädern neutralisiert rausgeführt. Danach gab es Windschattenfahrverbot ( an das sich Anfangs niemand hielt) und kein halten mehr für die  9 Qualifikanten des RAAMs. (Ursprünglich waren ja mehr Teilnehmer gemeldet, aber aufgrund der Witterung und ä. zogen einige die Nennung zurück bzw. starteten im Elitefeld mit Windschattenfahren)

Nach dem Start mein erster Schutzengel: fast schon Unfall da auf der Regennassen Strasse mein Rad wegrutschte, ich korrigierte und sprang in einem Kreisverkehr auf den Gehsteig und konnte so noch eine kapitalen Sturz vermeiden.

Kurz danach begann mein alltbekanntes Navigationsproblem: von Streckenposten in die falsche Richtung geführt worden -> umkehren (Der Streckenposten hat sich mittlerweile bei mir entschuldigt!!! Wow, da könnten einige Veranstalter noch lernen!)

Mit der dritten Stunde bereits Magenprobleme und großen Ekel Nahrung zu mir zu nehmen, fahre unbeirrt weiter und bin mit 31 Schnitt locker auf QualiKurs; Leider verfahren wir uns bei Checkpoint Nr.2, da ein Fehler im Roadbook besteht. (auch hierfür verspricht der Veranstalter für das nächste Jahr Besserung), Zeitverlust gut 20 Minuten, ->Muss dann alleine über den Deutschen Zoll da mein Begleitauto im Stau steht, verfahr mich dort erneut; da das Roadbook wieder Interpretationsspielraum offen lässt. Mein Begleitauto findet mich dann beim 30 Kilometerlangen Anstieg nach Bonndorf: zum Glück denn meine Getränkereserven waren schon  aufgebraucht.

Beim Checkpoint Nummer 4 wieder 30 km/h Schnitt; Danach beginnen meine Magenprobleme immer größer zu werden; So hatte ich davor nur ein unglaubliches Übelkeitsgefühl und Sodbrennen mit Magenkrämpfen, musste ich bei Kilometer 200 zum erstenmal vom Rad kotzen. Ich versuche zwar trotzdem das Tempo zu halten und immer wieder was zu Essen, aber die eine oder andere Reiswaffel ist natürlich kein adäquater Kalorienersatz. Währendessen lenkt mich ein laufender Positionswechsel mit einem Mitstreiter aus Italien recht gut ab. Er überholte mich jedesmal als wir uns verfuhren und ich überholte ihn immer wieder. Das motiviere mich immer wieder und vor allem als ich sah wie er über die Berge schlich, füllte sich mein Motivationshorn neu auf.

Magenkrämpfe und Übelkeit wurden leider immer stärker. Um 21:15 Panne beim Hinterrad: meine erste Vermutung vermutlich die Nabe aufgrund des Regens verrieben, stellte sich erst zuhause als falsch heraus. Es war ein stinknormaler Reifenschaden: Karkasse von innen gerissen und Blase erzeugte eine Unwucht. -Hinterradtausch

Leider sinkt der Schnitt durch weiteres Kotzen, wenig Nahrungsaufnahme und boeigen Gegen-Seitenwind bis zum Checkpoint Nr.5 bei Kilometer 316 auf knapp 26 km/h nach Roadbook. (meine "Zusatzkilometer" darf man ja nicht mitzählen!)

Ich beschließe nachdem es mir wegen der fehlenden Nahrung den Kreislauf wegzieht und ich in das Gras vor dem Checkpoint kotze, ein Umzugs und Regenerationspause zu machen. Mir und dem Team ist klar das die Qualifikation außer Reichweite ist und das neue Ziel finishen heißt. Nach fast 50 Minuten Pause fahren wir weiter. Aber der herrschende Gegenwind und die Kraftlosigkeit meines Körpers vertreiben jede Freude am Radfahren. Bei jedem schnelleren Tritt verkrampft sich mein Unterleib schmerzhaft.

Ich gebe bei 340 Kilometer bei Götzis in Voralberg auf, da ich keinen Sinn mehr in einem weiterfahren sehe! Ich weiß ich hätte zwar finishen können aber in welcher Zeit und bei welchem gesundheitlichen Raubbau (Dauermagenprobleme etc.).

Wir verbringen noch einen wunderschönen Tag und Abend bei Angela und Stefan, sehen uns den Schluss der Tour de Rüschegg an und treffen viele Schweizer Bekannte vom Radurlaub in Riccione. Danke meiner tollen Crew (Claudia, Helmuth, Martin) und unseren supertollen Gastgeberfamilie Krebs und allen meine Partnern und Förderern!!! (MAS Magnetfeldsystem,  Hotel Belvedere, Eurolyt, Merida, Radleck Gollinger, Alpina, rsp, Schwalbe, Rognerbad Blumau, Renault Autohaus Schweighofer)

Mein Enttäuschung über die Aufgabe ist zwar groß, aber es traf mich nicht alleine. Nur 3 Leute schafften es, alle anderen gaben auf. Der Tenor von vielen Fahrern war das die Witterung einerseits und die Navigation andererseits den meisten zum Verhängnis geworden ist.

1.) Burri Christian CH   20:51; 2.) Holy Peter D   21:04 : 3.) Kiworra Rainer FL  21:04

Trotz allem war es eine schöne Veranstaltung mit landschaftlichen Reizen und einem persönlich sehr bemühten Veranstalter. Und unsere Gastfamilie machte aus unserm Aufenthalt wahrlich einen Urlaub!

 

Copyright © 2001 Thomas Jaklitsch
Stand: 19. Juli 2003